Mir geht's nicht so gut bei der Stellensuche

Gut, dass du hier bist. Die Arbeitssuche ist eine intensive und herausfordernde Zeit, die belasten kann. Sich mit jemandem darüber auszutauschen, tut gut und hilft, sich in der Situation nicht allein zu fühlen. Diese Gesprächstipps zeigen dir wie.

Die meisten Menschen sind – ob gewollt oder ungewollt – mindestens einmal im Leben auf Arbeitssuche oder stehen einmal vor einer ungewissen beruflichen Zukunft. Der Umgang mit dieser Ungewissheit ist nicht einfach. Manchmal lässt sie uns besorgt, gestresst, traurig, hilflos oder wütend fühlen.

Wenn die Belastungen rund um die Stellensuche gross werden, finanzielle Sorgen und andere Probleme dazukommen, kann plötzlich alles zu viel werden.

Hast du:

  • das Gefühl ins Leere zu fallen und spürst du Angst vor dem, was kommt?
  • Versagensängste oder Schamgefühle?
  • das Gefühl von grosser Überforderung?
  • das Gefühl von ausgeliefert sein, Antriebslosigkeit und Schwierigkeiten, dich für den Bewerbungsprozess aufzuraffen?

Dann ist es Zeit, etwas zu unternehmen.

Reden hilft

Stellensuchende sind mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, die sehr individuell sind. Jeder Mensch verfügt über unterschiedliche Ressourcen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Überlege dir, ob du eine ähnliche Situation schon einmal erlebt hast. Was hat dir damals geholfen? Welche Fähigkeiten und welches Wissen hast du, das dir auch heute nützlich sein könnte?

Gespräche entlasten und machen Mut

Über negative Gefühle und Ängste zu reden, wirkt wie ein Ventil. Du kannst selbst entscheiden, wem du dich öffnen möchtest. Personen aus deinem näheren Umfeld haben vielleicht schon bemerkt, dass es dir nicht gut geht. Sie möchten wissen, wie sie dich unterstützen können. Es hilft, wenn du das Gespräch suchst und ihnen sagst, was dir in der aktuellen Situation guttut und was nicht.

Tausche dich mit einer Person aus deinem Umfeld aus, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat und frage sie, wie sie die Arbeitssuche erlebt hat. Vielleicht kann dir die Person sagen, was ihr geholfen hat, die Krise zu meistern. Gespräche allein lösen keine Probleme aber sie entlasten und machen Mut.

Es ist natürlich, Angst vor Beurteilung und Ablehnung zu haben

Viele Menschen schämen sich, offen über Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Ängste zu sprechen. Vielleicht fürchten sie sich, als Versager zu gelten. Es ist aber ein Zeichen von Stärke, wenn man darüber spricht. Und: es haben mehr Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht, als man denkt.

Wer auf Stellensuche ist, muss sich ständig anpreisen und ist deshalb besonders verletzlich. Absagen gehören zum Bewerbungsprozess. Deshalb ist es wichtig, dass du Distanz zwischen dem Prozess und dir selbst schaffst und Absagen nicht als persönliches Versagen einstufst. Führe dir vor Augen, dass nur eine Person die Stelle bekommen kann und lass dich von Absagen nicht unterkriegen.

Frage dich regelmässig, wie es dir geht und versuche mehr von dem zu tun, das dir mittelfristig guttut. Frag auch Bekannte nach ihren Erfahrungen bei der Stellensuche. Habe den Mut, sie zu fragen, welche Gedanken und Verhaltensweisen sie damals hilfreich fanden. Sammle die Informationen und probiere aus, was für dich funktioniert.

Gespräch herbeiführen

Such dir jemanden, dem du vertraust

Wende dich an jemanden, mit dem du offen über deine Situation sprechen kannst. Die Person sollte dir nahestehen und wohlgesonnen sein, aber am besten nicht zur näheren Familie gehören. Denn manchmal fällt es leichter, mit jemandem zu sprechen, der etwas Abstand hat und von der Situation nicht mitbetroffen ist.

Überleg dir einen geeigneten Zeitpunkt

Gespräche mit Tiefgang nehmen Zeit in Anspruch. Beginn also kein Gespräch, wenn du oder dein Gegenüber nach 10 Minuten wieder losmüssen. Manchmal hilft es zu fragen, wann die Person Zeit für ein Gespräch hat.

Ich möchte gerne in Ruhe mit dir reden. Wann hättest du mal Zeit?

Finde einen geeigneten Ort

Am besten suchst du dir einen ruhigen Ort aus, an dem ihr ungestört seid und du nicht auf Freunde und Bekannte triffst.

Vielen Menschen fällt es im Gehen leichter, über schwierige Dinge zu sprechen. Allenfalls könnte ein Waldspaziergang eine gute Gelegenheit sein.

Wir könnten uns zum Kaffeetrinken treffen oder einen Spaziergang machen. Was ist dir lieber?

Wenn ein physisches Treffen nicht möglich ist, kannst du vorschlagen, euch übers Telefon oder per Video-Chat auszutauschen.

Hast du Zeit für ein persönliches Gespräch via Facetime, Zoom oder Skype?

Übrigens: Es muss nicht immer als erstes ein persönliches Gespräch sein. Wenn du zuerst einmal anonym einen Versuch machen möchtest, kannst du jeder Zeit bei der Dargebotenen Hand unter Telefon 143 anrufen.

Tipps fürs Gespräch

Schamgefühle sind unnötig

Viele Menschen definieren sich stark über ihre Arbeit. Deshalb trifft es sie besonders hart, wenn sie ihre Stelle verlieren. Die Gründe für Arbeitslosigkeit sind vielfältig und sie haben meistens nichts mit den Fähigkeiten oder der Persönlichkeit der Betroffenen zu tun. Auf der anderen Seite gehört zu einer erfolgreichen Stellensuche immer auch eine Portion Glück: Es gilt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Es ist mutig und vorbildlich von dir, dass du zu deinen Gefühlen stehst und das Gespräch über deine Stellensuche suchst!

Vielleicht schweigt dein Umfeld aus Unsicherheit

Fragst du dich, warum dich Freunde ständig auf deine Jobsituation ansprechen aber nicht fragen, wie es dir dabei geht? Oder warum es keinem auffällt, dass es dir schlecht geht? Dahinter steht meistens nicht mangelndes Interesse oder Gleichgültigkeit. Viele Menschen haben Angst, sie könnten dir zu nahetreten oder dich verletzen, wenn sie dich auf mögliche Probleme ansprechen. Oder sie wissen einfach nicht, wie sie das Gespräch beginnen sollen.

Für dein Umfeld wird es einfacher, wenn du das Gespräch suchst

Sprich über deine Gefühle und versuche zu benennen, was dir helfen könnte. So gibst du deinen Freunden/Freundinnen oder deiner deinem Partner/deiner Partnerin eine Handlungsmöglichkeit.

Sag aber auch, was dir im Moment nicht guttut. Zum Beispiel wenn du das Gefühl hast, dass dich jemand nicht ernst nimmt, wenn du mal keine Zeit hast abzumachen, weil du dich bewerben musst.

Es ist o.k., wenn es nicht klappt

Es ist möglich, dass dein Gegenüber nicht auf deinen Gesprächswunsch einsteigt. Auch wenn es nicht einfach ist: Nimm es nicht persönlich. Vielleicht ist die Person gerade mit etwas anderem beschäftigt. Oder sie fühlt sich überfordert. Frag, wann ein guter Moment wäre, oder wende dich an eine andere Person.

O. k., das verstehe ich. Würde es dir ein anderes Mal besser passen?

Das ist wichtig im Gespräch

So kannst du anfangen:

Mir geht es nicht besonders gut. Die berufliche Ungewissheit macht mir zu schaffen. Kann ich mit dir darüber reden?

Ich habe im Moment viel Druck und Unsicherheiten wegen wegen meiner Stellensuche. Es täte mir gut, wenn mir jemand zuhören würde.

Ich würde gerne über deine Erfahrungen reden, die dir damals bei deiner Stellensuche geholfen haben.

Versuche, verständlich zu machen, wie es dir geht

Lass Gefühle zu, beobachte sie und sei ehrlich mit dir selbst. Es ist o.k., wenn es dir nicht gut geht. Wenn du genau weisst, was du fühlst, lassen sich deine Bedürfnisse einfacher in Worte fassen.

Und je mehr du davon erzählst, umso leichter fällt es deinem Gegenüber, Verständnis zu entwickeln. Denn dein Gegenüber kann deine Gedanken nicht lesen und deine Gefühle nicht spüren.

Schweigen aushalten

Im Gespräch über schwierige Situationen fehlen manchmal allen die Worte. Lass Pausen und Schweigen zu. Um das Gespräch wieder in Gang zu bringen, hilft manchmal auch die Aussage:

Ich weiss jetzt auch grad nicht, was sagen.

Eigene Grenzen ernst nehmen

Wenn du spürst, dass es dir zu viel wird, kannst du das Gespräch jederzeit abbrechen. Du kannst sagen:

Ich merke, dass mir gerade alles zu viel wird. Ich würde lieber ein anderes Mal darüber sprechen.

Ärgere dich nicht über unbrauchbare Lösungsvorschläge

In der guten Absicht, dir helfen zu wollen, macht dein Gegenüber vielleicht viele Lösungsvorschläge, die dir im Moment gar nicht weiterhelfen. Versuche, die gute Absicht hinter den Ratschlägen zu sehen. Du kannst sagen:

Du musst mir keine Lösungsvorschläge machen. Es hilft nur schon, dass du mir zuhörst.

oder

Ich überlege mir, was du gesagt hast. Ich komme darauf zurück, wenn ich das Gefühl habe, es könnte mir helfen.

Rückmeldungen geben

Du kannst davon ausgehen, dass dein Gegenüber unsicher ist, ob er oder sie sich im Gespräch richtig verhält. Sag, wenn du dich wohlfühlst. Das erleichtert das Gespräch. Du kannst zum Beispiel sagen:

Es tut mir sehr gut, dass du mir zuhörst.

Erbitte praktische Hilfe, wenn möglich

Niemand kann die Probleme für dich lösen. Aber bereits kleine Dinge, wie zum Beispiel den Lebenslauf oder das Motivationsschreiben gegenlesen, können unterstützen. Manchmal hilft es, mögliche Fragen und Stresssituationen eines Bewerbungsgesprächs zu üben. Aber vergiss dabei nicht: es gibt kein Patent für gute Bewerbungen.

Wenn du weisst, was dir helfen könnte, dann sag es deinem Gegenüber: Es ist hilfreich zu wissen, wie man dich unterstützen kann.

Die Grenzen des Gegenübers akzeptieren

Im Idealfall triffst du bei deinem Gegenüber auf ein offenes und verständnisvolles Ohr. Es kann aber auch sein, dass die andere Person überfordert ist. Respektiere das. Vielleicht ist dies auch der Moment, dich an eine Fachperson oder Beratungsstelle für psychische Gesundheit zu wenden.

Job Coaches und Berufsberater können dich zusätzlich bei deiner Stellensuche unterstützen.

Nach dem Gespräch

Bleib im Dialog

Hoffentlich hat bereits das erste Gespräch Entlastung gebracht. Beobachte, nach welchen Gesprächen du dich gut gefühlt hast und bleib in Kontakt mit der Person.

Lass dich auf eine Fachperson ein

Mit den Menschen in deinem Umfeld zu sprechen, ist entlastend und wichtig. Aber manchmal ist es nicht genug. Wenn die Belastungen zunehmend auf deine Psyche schlagen und es dir über längere Zeit nicht wieder besser geht, lass dir von einer Fachperson helfen.

Psychische Gesundheit während der Stellensuche

In der Broschüre «Gesund auf dem Weg zum nächsten Job» (PDF, 16 Seiten) erfährst du, wie die psychische Gesundheit während dieser Zeit gestärkt wird und Abwehrkräfte gegen Belastungen mobilisiert werden können.

Stärke deine Abwehrkräfte

Die seelische Gesundheit kannst du stärken und deine Abwehrkräfte gegen Belastungen mobilisieren. Beobachte was dir unter welchen Umständen gut tut. Mögliche Impulse für dich: